Neuer Schnitt für alte Bäume

So überleben Streuobstwiesen

Streuobstwiesen wieder in den Blickpunkt rücken:

Dieses Ziel hat sich auch der Landschaftspflegeverband Weidenberg gesetzt. Um die teils alten Bäume erhalten zu können, stehen zur Zeit Baumschnittkurse im Fokus. Auch für Frauen.

Bayreuth/Weidenberg - Auch Bäume unterliegen Modetrends. Und wenn Barbara Dahinten vom Landschaftspflegeverband Weidenberg vom Bubikopf spricht, oder vom Weidenschnitt, dann stehen ihr die Haare zu Berge angesichts dessen, was sie in manchen Obstgärten zu Gesicht bekommt. Mit Baumschnittkursen will das Bayern-Netz-Natur Projekt gegensteuern.

Streuobstwiesenschnitt
Sieben Frauen im Einsatz einer Görschnitzer Streuobstwiese. Teils auch sehr kräftige Äste mussten herausgeschnitten werden, um die Stabilität des Baumes zu sichern. Foto: Christine Schmidt

Erhalten und pflegen

In erster Linie sollen aber Streuobstbestände erhalten und gepflegt werden, erklärt Koordinatorin Christine Schmidt. Und diese Obstbäume stehen oft in krassem Gegensatz zu denen, die in Hausgärten stehen. Die meist ausladenden Bäume mit hohen Kronen sollen verstärkt Würdigung erfahren, gerade vor dem Hintergrund, dass der Trend verstärkt zu Spalierobst geht. Und das geschieht mit dem Projekt: „Förderung der Biodiversität in den Streuobstbeständen des Landkreises Bayreuth.“ Unermüdlich werden derzeit Schnittkurse angeboten, um das Verständnis für den Reichtum dieser Wiesen zu verdeutlichen.

Nicht nur im Winter schneiden

Früher war es üblich, den Baumschnitt nur im Winter durchzuführen – „ganz einfach weil die Bauern damals nur dann Zeit dafür hatten,“ erklärt Barbara Dahinten. Doch Obstbäume können oder sollten durchaus auch im Sommer geschnitten werden. „Für jeden Zeitraum gibt es gute fachliche Gründe.“ Im Winter beispielsweise sei der Baumaufbau gut erkennbar, da die Blätter fehlen, und solange kein Frost herrsche, sei nichts dagegen einzuwenden. Mit dem Sommerschnitt könne man einem sehr wüchsigen Baum besser die Blattmasse nehmen, und Wunden heilen oft besser. In erster Linie sollen aber die großkronigen Obstbäume in ihrem Habitus erhalten bleiben, sodass sie alt werden können, ohne Schaden zu nehmen und damit einer Vielzahl an Tieren auch ein Zuhause zu bieten.

Nur für Frauen

Bei einem Kurs in Görschnitz waren an einem Wochenende sogar ausschließlich Frauen eingeladen. Der Hintergrund: Wenn Männer dabei sind, trauen sich viele Frauen oft nicht, Fragen zu stellen. An diesem Samstag war von Zurückhaltung nichts zu spüren. Mit Teleskopwerkzeugen, vom Landschaftspflegeverband Weidenberg zur Verfügung gestellt, brachten sieben Frauen Licht in die dichten Apfelbaumkronen. Vor allem in der Praxis wurden die Unterschiede zwischen Streuobstbäumen und Spalierobst im Hausgarten deutlich. Stabilität und Lebensdauer lassen sich positiv beeinflussen, erklärte die zertifizierte Obstbaumpflegerin Christine Berner. Sie verdeutlichte auch, welche Reaktionen des Baumes mit den unterschiedlichen Schnittzeiten erzielt werden. Berner: „Wir hatten Spaß an diesem Samstag. Und der Astberg war beachtlich.“

Breitere Krone

Mit dabei war Friedl Mader vom Obst- und Gartenbauverein Goldkronach. Auch armstarke Äste seien bei der Aktion in Görschnitz entfernt worden, sagt sie. Sie orientiere sich aber lieber am sogenannten Oeschberg-Schnitt, der Erziehung des Baumes zu einer breiteren Krone. „Dem Mercedes-Stern nicht unähnlich. Also drei Leitäste unter der Krone.“ Gut fand sie die informativen Skizzen zu den verschiedenen Schnitten, um Johanni, oder noch später. Ihr persönliches Fazit: Der Hoch-Entaster mit Motor sei gut für Halbstämme geeignet, nicht jedoch für Hochstamm.

Und genau diese Erfahrungen möchte man den Teilnehmern an diesen Kursen auch vermitteln, sagt Barbara Dahinten. Nach dem Motto: Nichts ist falsch, nichts ist richtig. Selbst mit anpacken, selbst entscheiden und am Objekt arbeiten. Damit Verstümmelungsschnitte irgendwann einmal Vergangenheit sein werden.

Nordbayerischer Kurier, Gabi Schnetter, 10.08.2021

Am Samstag, 21. August, um 19.30 Uhr, (circa zwei Stunden Dauer) ist eine Nachtwanderung auf der Streuobstwiese am Geseeser Kirchberg geplant unter dem Motto: Auf den Spuren der Fledermäuse.

Die Leitung hat Viktoria Lissek. Treffpunkt ist am Geseeser Kirchweg, Parkplatz am Friedhof. Anmeldung ist erforderlich: christine.schmidt@weidenberg.de oder unter Telefon 09278 97764. Die Teilnehmerzahl ist auf 30 Personen begrenzt.